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Allerleirauh: Ausgabe 4 (Review)

Artist:

Allerleirauh

Allerleirauh: Ausgabe 4
Album:

Ausgabe 4

Medium: Fanzine
Stil:

märchenhaft mehr als metallisch

Label: Eigenveröffentlichung
Spieldauer: 96 Seiten
Erschienen: 02.02.2024
Website: [Link]

Das Gedicht von Achim von Arnim, mit dem Andreas Walther die vierte Ausgabe seines ALLERLEIRAUH-Magazins "für Entdeckungen abseits der Wege" beschließt, fasst den Inhalt atmosphärisch kongenial zusammen. Ausgehend von der Warnung "auf Menschen sollst du nicht vertrauen" bis zur Aufmunterung "du wirst selbst das Ewigwahre, suchst du des Schönen Seligkeit" spannt es einen Möglichkeitsrahmen zur Begegnung mit Außenseitern auf, und genau jene kommen auf den vorigen Seiten, die an alte Märchen- und Sachbücher erinnern, zu Wort.

Dabei handelt es sich längst nicht nur um Musiker und Bands, und wer das ALLERLEIRAUH vor allem mit Interesse an Krachkapellen aufschlägt, der trifft auf eine Auswahl, die nach wie vor am ehesten als kauzig bezeichnet werden kann: Die norwegischen Düster-Death-Metal-Traditionalisten von Obliteration treffen auf die portugiesischen Heavy-Metal-Newcomer von Dolmen Gate, die Black-Metal-Veteranen Tulus auf den frisch aus dem Unterholz von Gelderland kriechenden Tannenbart.

Manche der Befragten geben sich leider maulfaul, einen Mehrwert liefern diese Interviews allenfalls für Leser, welche die Bands neu entdecken. Diese mangelnde Wertschätzung wird einem Magazin (mehr als ein Fanzine) wie dem ALLERLEIRAUH nicht gerecht und trübt hier und da ein wenig die Entdeckerfreude. Andere Musiker geben sich allerdings nicht so zugeknüpft, und reden Tacheles.
"Die Zukunft ist düster, da die traditionelle Welt nach und nach verschwindet", gibt Kobold von Tannenbart zu Protokoll und übt sich in pessimistisch unterfüttertem Pragmatismus: "Wir können diesen Verfall nur verzögern, aber vielleicht ist das auch nur eine Illusion? Doch selbst wenn dieser Widerstand zwecklos ist, ist es immer noch viel besser, als sich einfach nur in den alltäglichen Unsinn hineinsaugen zu lassen."

Bodenständig gibt sich Dolmen-Gate-Bassist Nuno: "Auch wenn in unseren Liedern von Helden die Rede ist, existieren sie für mich nicht. Es sind lediglich Menschen in außergewöhnlichen Umständen. Mit all ihren Tugenden und Fehlern." Es ist auf keinen Fall ein Fehler, sondern aller Ehren wert, einer solch jungen Band aus einem im Hinblick auf Heavy Metal beinahe schon exotischen Land sieben Seiten einzuräumen, selbst wenn es mit einer gewissen Entzauberung einhergehen mag.

Nicht nur auf seine musikalische Sozialisation blickt der Langlauf-begeisterte Schwede Thomas von Wachenfeldt von Bards of Skaði zurück und berichtet vom großen Einfluss von Helloween, Metallica und Mark Knopfler. Außerdem gibt er lebenspraktische Hinweise in punkto Zeitmanagement, was ihm ermöglicht, ausführlich Rede und Antwort zu stehen.

Zu Wort kommt auch Gijs Vennix vom Straßentheater-Projekt Jøttnjøl, bei welchem zwei trollische Gestalten im Stile John Bauers und Brian Frouds im Hier und Jetzt für erinnerungswürdige Begegnungen sorgen: "Wir sehen die Zukunft nicht so düster, wie Gustav Meyrink es beschrieben hat. Die Hoffnung auf den blühenden Apfelbaum rückt hoffentlich für uns alle näher und das ist doch immerhin ein Anfang."
Hoffnungsvolle Perspektiven eröffnen sich für Andreas bekanntermaßen vor allem abseits der städtischen Wege und nicht selten in Erinnerung an inspirierende Menschen. Die vierte Ausgabe des ALLERLEIRAUH hält in dieser Hinsicht manch Überraschendes bereit und lohnt die Lektüre mit ganz eigenem Gehalt. Der ästhetische Rahmen im „Dreiländereck“ zwischen den Königreichen von Motörhead, Bathory und Brian Froud verleiht dieser unzeitgemäßen Publikation nicht zuletzt dank der Illustrationen von Frieda Rohde einen noch größeren Wiedererkennungswert.
Das liebevoll gestaltete Magazin im Format zwischen DinA5 und DinA4 kann für 8 € plus Porto bei fb.andreaswalther@gmx.de oder direkt per PM im Fratzenbuch bestellt werden.

FAZIT: Während außer Frage steht, dass das ALLERLEIRAUH sein Format als Magazin gefunden hat und sich mit ziemlich festem Veröffentlichungsrhythmus zu einer Institution im deutschsprachigen Raum mausert, wirken längst nicht alle Gesprächspartner mit dem Konzept vertraut und scheinen mit dem ihnen angebotenen Raum zuweilen etwas überfordert zu sein, kaum ahnend, dass es sich eben nicht um das x-te Fanzine handelt. Vermutlich wird es noch ein paar Jahre brauchen, bis sich diese Kunde herumgesprochen hat, denn wenngleich das ALLERLEIRAUH in "sozialen Netzwerken" vertreten ist, so stehen seine Erscheinung und wahrscheinlich auch seine Wirkung im krassen Widerspruch zum Schnelllebigen und Flüchtigen dieser Tage. Die Unterirdischen und ihre Verbündeten dürfte das freuen.

Thor Joakimsson (Info) (Review 1471x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • u.a. mit Bards of Skaði, Botgörelsen, Dolmen Gate, Eisenhand, Obliteration, Tannenbart, Tulus...

Besetzung:

  • Keys - Andreas Walther
  • Sonstige - https://www.facebook.com/allerleirauhmagazin

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